Suffizienz in einem neuen schweizerischen Energieszenario für 2050
Der Verein négaWatt-Schweiz wurde 2018 gegründet und hat ein eigenes Energieszenario für die Schweiz im Jahr 2050 entwickelt. Dieses Szenario basiert auf den folgenden drei Säulen:
- Suffizienz: kollektives und individuelles Handeln betreffend der Nutzung der uns umgebenden Gegenstände und Güter durch Priorisierung und Redimensionierung der erbrachten Leistungen und durch Verhaltensanpassungen (Nichtbeheizen unbenützter Büroräume in der Nacht, Beheizung unserer Wohnungen auf 20°C statt 22°C, Eindämmung der Zersiedelung usw.).
- Effizienz: Reduktion des Energieverbrauchs, der zur Befriedigung eines bestimmten Bedürfnisses benötigt wird (Isolierung von Gebäuden, Verbesserung der Effizienz von Elektrogeräten oder Fahrzeugen usw.) und Verbesserung der Energieerzeugungssysteme. Das Potential der Effizienz hängt stark von den verwendeten Technologien ab, welche sich in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt haben.
- Erneuerbare Energien: Deckung des Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen.
Der négaWatt-Ansatz ist zukunftsweisend, da die Suffizienz – noch viel mehr als die Effizienz – den Verbrauch senkt. Die Energiewende lässt sich so viel leichter mit erneuerbaren Energien und einfacheren Technologien erreichen, wodurch Importe minimiert werden und die Kosten sinken. Darüber hinaus ist der niedrige Verbrauch ein grosser Vorteil im gegenwärtigen Kontext, der von einer Gasknappheit, einem Ausstieg aus den europäischen Rahmenabkommen, einer vom Bundesrat angekündigten potenziellen Stromknappheit im Jahr 2025 und einem Atomausstieg im Jahr 2035 geprägt ist.
Im Jahr 2050 würde im négaWatt-Szenario der Energieverbrauch 351 PJ betragen, wovon 93 % durch erneuerbare Energien gedeckt würden. Im Vergleich zum Referenzszenario würden Suffizienz und Effizienz 134 PJ bzw. 179 PJ einsparen. Das Referenzszenario stellt den Energieverbrauch dar, der gedeckt werden muss, wenn nur passive Effizienzsteigerungen berücksichtigt werden, und weist einen Endverbrauch von 664 PJ im Jahr 2050 aus. Das Szenario des Bundesamts für Energie (BFE) weist einen Endverbrauch von 524 PJ im Jahr 2050 aus, unter der Annahme einer starken Verbesserung der Effizienz, jedoch ohne Berücksichtigung der Suffizienz.