Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Verein négaWatt und zur Suffizienz

1. négaWatt Schweiz

Wir, négaWatt Schweiz, sind ein gemeinnütziger Verein, inspiriert von négaWatt Frankreich. négaWatt Schweiz setzt sich für den Aufbau einer nachhaltigen Gesellschaft ein, basierend auf dem négaWatt-Ansatz, der eine signifikante Reduzierung des Energie- und Ressourcenverbrauchs ermöglicht, um die planetaren Grenzen zu respektieren.

Der négaWatt-Ansatz basiert auf drei sich ergänzenden Säulen:

1. Suffizienz: Sie ermöglicht es, den Energie- und Ressourcenbedarf zu reduzieren, indem kollektive Strukturen und Lebensweisen angepasst werden.

2. Energieeffizienz: Sie verringert die Menge an Energie, die benötigt wird, um diese Bedürfnisse zu decken, und bezieht sich auf die Leistungsfähigkeit von Geräten und Technologien.

3. Erneuerbare Energien: Der verbleibende Energiebedarf wird durch erneuerbare Energiequellen gedeckt.

Die Stärke des négaWatt-Ansatzes liegt in der Kombination dieser drei Säulen: Durch Suffizienz und Effizienz wird der Energieverbrauch deutlich gesenkt, sodass der verbleibende Bedarf leichter durch erneuerbare Energien gedeckt werden kann.

In der Schweiz bilden Energieeffizienz und erneuerbare Energien die zentralen Säulen der Energiestrategie 2050 des Bundes. Allerdings engagieren sich nur wenige Akteure dafür, Suffizienz als Teil der Energiepolitik umzusetzen. Aus diesem Grund verfolgt négaWatt das Hauptziel, die Verbreitung und Umsetzung von Suffizienzmaßnahmen auf systemische Weise zu fördern.
Ein négaWatt ist ein Begriff, der von Amory Lovins, einem Experten für Energiestrategie und Gründer des Rocky Mountain Institute, geprägt wurde. Er bezeichnet die Energie, die durch Maßnahmen zur Energieeffizienz und Suffizienz eingespart oder nicht verbraucht wird.

Quelle: Association négaWatt. n.d. „L’Association NégaWatt.“ Zugriff am 11. November 2024. https://negawatt.org/L-Association-negaWatt

2. Die Definitionen von Suffizienz

Suffizienz ist ein freiwilliger, organisierter und kollektiver Ansatz, der unsere Nutzung von Energie und natürlichen Ressourcen hinterfragt und weiterentwickelt. Sie definiert die grundlegenden Bedürfnisse für das menschliche Wohlbefinden, während sie die ökologischen Grenzen der Erde respektiert.

Suffizienz reduziert unsere Treibhausgasemissionen, indem sie das Überflüssige (Überkonsum) eliminiert und den Verbrauch auf das Wesentliche beschränkt. Dies geschieht durch eine langfristige Anpassung von Lebensstilen, kollektiven Organisationsstrukturen und gesellschaftlichen Vorstellungen.

Suffizienz sorgt für eine gerechtere Verteilung der Ressourcen auf lokaler und globaler Ebene, respektiert die Belastungsgrenzen der Erde und bewahrt die Lebensbedingungen für zukünftige Generationen [1, 2].

 

Quellen:

  1. Virage Énergie. n.d. „Sobriétés – Virage Énergie.“ Zugriff am 11. November 2024. https://www.virage-energie.org/sobrietes/.
  2. IPCC. Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability. Arbeitsgruppe II des IPCC. 2022. „Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability | Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability.“ https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg2/.
Suffizienz ist ein Prinzip, das auf die Nutzung aller Ressourcen und auf sämtliche Konsumgewohnheiten angewendet werden kann [1] und daher nicht ausschließlich auf Energie beschränkt ist.

Dennoch umfasst die energetische Suffizienz einen großen Teil der Suffizienz, da die meisten alltäglichen Aktivitäten Energie benötigen. Ein Beispiel hierfür ist die Stadtplanung: Sie definiert die Wohnflächen und die täglichen Pendelwege. Eine suffiziente Stadtplanung würde daher den Energieverbrauch für das Heizen von Räumen und für zurückgelegte Distanzen verringern.

Quelle: IPCC. Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability. Arbeitsgruppe II des IPCC. 2022. „Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability | Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability.“ https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg2/.

Die Suffizienz betrifft alle Bereiche unserer Gesellschaft [1, 2]. So können wir beispielsweise von Flächensuffizienz sprechen, wenn es um Themen der Stadt- und Raumplanung geht, von materieller Suffizienz, wenn es um mineralische Ressourcen geht, oder von Wassersuffizienz, wenn es um die nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen geht.

Strukturelle Suffizienz: Die Raumplanung so gestalten, dass Wohn-, Arbeits- und Konsumzonen nahe beieinander liegen und ohne Auto leicht erreichbar sind (zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln). Beispiele: Stadtplanung mit kurzen Wegen; Ausbau von Rad- und Fußwegenetzen.

Nutzungssuffizienz: Die Nutzung eines Objekts oder einer Technologie (Häufigkeit, Dauer, Funktionen) so anpassen, dass sie nur die tatsächlich notwendige Menge an Energie für ihre Funktion benötigt. Beispiele: Ausschalten der öffentlichen Beleuchtung in der Nacht; Abschalten von Schaufensterbeleuchtungen außerhalb der Geschäftszeiten.

Organisatorische Suffizienz: Hinterfragen und Anpassen unserer kollektiven Organisationsweisen, um neue, energieärmere Ansätze für Mobilität, Arbeit, Wohnen und Konsum zu entwickeln. Beispiele: Förderung von Homeoffice; Gemeinsame Nutzung von Ressourcen, wie Carsharing.

Kollaborative Suffizienz: Verbindungen und Solidarität zwischen Menschen schaffen durch Aktivitäten, die Wiederverwendung, Teilen und Austausch fördern. Beispiele: Repair Cafés; Solidarische Reparaturwerkstätten; Bibliotheken für Werkzeuge und Geräte („Bricothèques“).

Dimensionale Suffizienz: Darauf achten, dass die Größe und das Gewicht der genutzten Objekte dem tatsächlichen Bedarf entsprechen und nicht überdimensioniert sind. Beispiel: Verwendung von Fahrzeugen, die in Gewicht, Volumen und Leistung an ihren Zweck angepasst sind, wie etwa für kurze Fahrten in der Nähe.

Quellen:

Virage Énergie. n.d. „Sobriétés – Virage Énergie.“ Zugriff am 11. November 2024. https://www.virage-energie.org/sobrietes/.

Chatelin, Stéphane. 2016. „Qu’est-Ce Que La Sobriété?“ Zugriff am 11. November 2024. https://negawatt.org/telechargement/Presse/1601_Fil-dargent_Qu-est-ce-que-la-sobriete.pdf.

Ökogesten machen nur einen kleinen Teil der systemischen Suffizienz aus und reichen angesichts der Klimakrise nicht aus, da sie die Verantwortung hauptsächlich auf Einzelpersonen abwälzen [1, 2]. Suffizienz hingegen verfolgt einen systemischen Ansatz, der die kollektive Organisation unserer Lebensweisen hinterfragt und darauf abzielt, den Verbrauch natürlicher Ressourcen durch strukturelle Veränderungen zu reduzieren. Sie fördert Verhaltensänderungen sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene und wird durch öffentliche Politiken unterstützt.

Beispiele für den Unterschied:

Ökogeste: Das Fahrrad anstelle des Autos zu nutzen.

Suffizienz: Hinterfragt die grundlegende Nutzung des Autos in unseren Lebensweisen, die gesellschaftliche Stellung und das Image des Autos. Ziel ist es, strukturelle Veränderungen herbeizuführen – sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene –, um einen systemischen Wandel zu erreichen.

Schlussfolgerung: Ökogesten sind wertvoll, aber ohne eine umfassende systemische Suffizienz bleiben ihre Auswirkungen begrenzt. Suffizienz fordert tiefgreifende Veränderungen in sozialen Normen, Infrastrukturen und politischen Rahmenbedingungen, um nachhaltige Lebensweisen zu fördern.

Quellen:

Dugast, César, und Alexia Soyeux. 2019. „Publication Carbone 4 – Faire Sa Part – Pouvoir Responsabilité Climat.“ https://www.carbone4.com/files/Publication_Carbone_4_Faire_sa_part_pouvoir_responsabilite_climat.pdf.

Moran, Daniel, Richard Wood, Edgar Hertwich, Kim Mattson, Joao F. D. Rodriguez, Karin Schanes, und John Barrett. 2020. „Quantifying the Potential for Consumer-Oriented Policy to Reduce European and Foreign Carbon Emissions.“ Climate Policy 20 (sup1): S28–38. https://doi.org/10.1080/14693062.2018.1551186.

 

Suffizienz beinhaltet eine Verringerung der Nachfrage nach Energieverbrauch, beispielsweise die Verkürzung von Pendelstrecken. Suffizienz wird durch Veränderungen von individuellem und kollektivem Verhalten umgesetzt [1].

Energieeffizienz hingegen reduziert den Energieverbrauch eines Objekts oder Systems, z. B. durch den Einsatz einer LED-Lampe statt einer Glühlampe oder die Wärmedämmung von Gebäuden. Effizienz hinterfragt nicht die Nachfrage, sondern verbessert sie lediglich [2]. Effizienz wird durch Technologien umgesetzt.

Quellen:

  1. IPCC. Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability. Arbeitsgruppe II IPCC. 2022. „Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability | Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability.“ 2022. https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg2/.
  2. Branche, Stéphane la. 2023. „Le Consommateur, Acteur de La Sobriété Énergétique ? Une Approche Sociologique.“ Le Consommateur, Acteur de La Sobriété Énergétique ? Une Approche Sociologique. https://documentation.insp.gouv.fr/insp/doc/CAIRN/_b64_b2FpLWNhaXJuLmluZm8tUkUxXzEwOV8wMDQ4/le-consommateur-acteur-de-la-sobriete-energetique-nbsp-une-approche-sociologique.

 

 

3. Ein Argumentationsleitfaden für Suffizienz

Den Hebel der Suffizienz parallel zur Effizienz und zu erneuerbaren Energien zu aktivieren, ist aus ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Gründen eine absolute Notwendigkeit, wie von mehreren Institutionen anerkannt, darunter der IPCC, der CESE in Frankreich und der französische Staat in der LTCEV (Loi de transition énergétique pour la croissance verte) [1, 2, 3].

Umwelt: Suffizienz ist unerlässlich, um unsere Klimaziele zu erreichen, insbesondere die Klimaneutralität, wie im 6. Bericht des IPCC hervorgehoben [3].

Soziales: Es gibt erhebliche Ungleichheiten zwischen hohen Einkommen, die deutlich mehr CO₂ emittieren, und verletzlichen Bevölkerungsgruppen, die wenig CO₂ ausstoßen [4, 5], aber stärker von Ressourcenknappheit und den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein werden. Es ist daher entscheidend, diese Ungleichheiten durch eine systemische Suffizienz zu mildern und vorzubeugen, die auf kollektiven und freiwilligen Entscheidungen basiert und von sozialer Gerechtigkeit geleitet wird [6].

Wirtschaft: Suffizienz wird die Abhängigkeit von importierten fossilen Energien verringern und so das Energiesystem weniger anfällig machen und die Resilienz der Gesellschaften gegenüber Krisen erhöhen [1].

Quellen:

  1. Ritzenthaler, Albert. 2023. „Quelles Politiques Favoriser l’Évolution de La Société La Sobriété?“ https://www.lecese.fr/sites/default/files/pdf/Avis/2023/2023_01_evolution_societe_sobriete.pdf.
  2. République Française. 2021. „Article L100-2 – Code de l’Énergie – Légifrance.“ 25. August 2021. https://www.legifrance.gouv.fr/codes/article_lc/LEGIARTI000043977665/2022-08-02.
  3. IPCC Working Group III. 2022. „Climate Change 2022 Mitigation of Climate Change, Summary for Policymakers.“ https://www.ipcc.ch/report/sixth-assessment-report-working-group-3/.
  4. Bourg, Dominique, und Alain Papaux. 2010. Vers Une Société Sobre et Désirable. Paris.
  5. Chancel, Lucas. 2022. „Global Carbon Inequality over 1990–2019.“ Nature Sustainability 5 (11): 931–38. https://doi.org/10.1038/s41893-022-00955-z.
  6. Arnsperger, Christian, und Dominique Bour Bourg. 2017. Écologie Intégrale Pour Une Société Permacirculaire. Paris: Presses Universitaires de France.


Dieser Bereich mit häufig gestellten Fragen (FAQ) wurden in Zusammenarbeit mit dem CCD – UNIL und Virage Energie erstellt. Sie basieren auf einer Literaturübersicht und Erfahrungsberichten zur Suffizienz, die im Rahmen eines Projekts für den Kanton Waadt erarbeitet wurden.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Verein négaWatt und zur Suffizienz

1. négaWatt Schweiz

Wir, négaWatt Schweiz, sind ein gemeinnütziger Verein, inspiriert von négaWatt Frankreich. négaWatt Schweiz setzt sich für den Aufbau einer nachhaltigen Gesellschaft ein, basierend auf dem négaWatt-Ansatz, der eine signifikante Reduzierung des Energie- und Ressourcenverbrauchs ermöglicht, um die planetaren Grenzen zu respektieren.

Der négaWatt-Ansatz basiert auf drei sich ergänzenden Säulen:

1. Suffizienz: Sie ermöglicht es, den Energie- und Ressourcenbedarf zu reduzieren, indem kollektive Strukturen und Lebensweisen angepasst werden.

2. Energieeffizienz: Sie verringert die Menge an Energie, die benötigt wird, um diese Bedürfnisse zu decken, und bezieht sich auf die Leistungsfähigkeit von Geräten und Technologien.

3. Erneuerbare Energien: Der verbleibende Energiebedarf wird durch erneuerbare Energiequellen gedeckt.

Die Stärke des négaWatt-Ansatzes liegt in der Kombination dieser drei Säulen: Durch Suffizienz und Effizienz wird der Energieverbrauch deutlich gesenkt, sodass der verbleibende Bedarf leichter durch erneuerbare Energien gedeckt werden kann.

In der Schweiz bilden Energieeffizienz und erneuerbare Energien die zentralen Säulen der Energiestrategie 2050 des Bundes. Allerdings engagieren sich nur wenige Akteure dafür, Suffizienz als Teil der Energiepolitik umzusetzen. Aus diesem Grund verfolgt négaWatt das Hauptziel, die Verbreitung und Umsetzung von Suffizienzmaßnahmen auf systemische Weise zu fördern.
Ein négaWatt ist ein Begriff, der von Amory Lovins, einem Experten für Energiestrategie und Gründer des Rocky Mountain Institute, geprägt wurde. Er bezeichnet die Energie, die durch Maßnahmen zur Energieeffizienz und Suffizienz eingespart oder nicht verbraucht wird.

Quelle: Association négaWatt. n.d. „L’Association NégaWatt.“ Zugriff am 11. November 2024. https://negawatt.org/L-Association-negaWatt

2. Die Definitionen von Suffizienz

Suffizienz ist ein freiwilliger, organisierter und kollektiver Ansatz, der unsere Nutzung von Energie und natürlichen Ressourcen hinterfragt und weiterentwickelt. Sie definiert die grundlegenden Bedürfnisse für das menschliche Wohlbefinden, während sie die ökologischen Grenzen der Erde respektiert.

Suffizienz reduziert unsere Treibhausgasemissionen, indem sie das Überflüssige (Überkonsum) eliminiert und den Verbrauch auf das Wesentliche beschränkt. Dies geschieht durch eine langfristige Anpassung von Lebensstilen, kollektiven Organisationsstrukturen und gesellschaftlichen Vorstellungen.

Suffizienz sorgt für eine gerechtere Verteilung der Ressourcen auf lokaler und globaler Ebene, respektiert die Belastungsgrenzen der Erde und bewahrt die Lebensbedingungen für zukünftige Generationen [1, 2].

 

Quellen:

  1. Virage Énergie. n.d. „Sobriétés – Virage Énergie.“ Zugriff am 11. November 2024. https://www.virage-energie.org/sobrietes/.
  2. IPCC. Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability. Arbeitsgruppe II des IPCC. 2022. „Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability | Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability.“ https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg2/.
Suffizienz ist ein Prinzip, das auf die Nutzung aller Ressourcen und auf sämtliche Konsumgewohnheiten angewendet werden kann [1] und daher nicht ausschließlich auf Energie beschränkt ist.

Dennoch umfasst die energetische Suffizienz einen großen Teil der Suffizienz, da die meisten alltäglichen Aktivitäten Energie benötigen. Ein Beispiel hierfür ist die Stadtplanung: Sie definiert die Wohnflächen und die täglichen Pendelwege. Eine suffiziente Stadtplanung würde daher den Energieverbrauch für das Heizen von Räumen und für zurückgelegte Distanzen verringern.

Quelle: IPCC. Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability. Arbeitsgruppe II des IPCC. 2022. „Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability | Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability.“ https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg2/.

Die Suffizienz betrifft alle Bereiche unserer Gesellschaft [1, 2]. So können wir beispielsweise von Flächensuffizienz sprechen, wenn es um Themen der Stadt- und Raumplanung geht, von materieller Suffizienz, wenn es um mineralische Ressourcen geht, oder von Wassersuffizienz, wenn es um die nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen geht.

Strukturelle Suffizienz: Die Raumplanung so gestalten, dass Wohn-, Arbeits- und Konsumzonen nahe beieinander liegen und ohne Auto leicht erreichbar sind (zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln). Beispiele: Stadtplanung mit kurzen Wegen; Ausbau von Rad- und Fußwegenetzen.

Nutzungssuffizienz: Die Nutzung eines Objekts oder einer Technologie (Häufigkeit, Dauer, Funktionen) so anpassen, dass sie nur die tatsächlich notwendige Menge an Energie für ihre Funktion benötigt. Beispiele: Ausschalten der öffentlichen Beleuchtung in der Nacht; Abschalten von Schaufensterbeleuchtungen außerhalb der Geschäftszeiten.

Organisatorische Suffizienz: Hinterfragen und Anpassen unserer kollektiven Organisationsweisen, um neue, energieärmere Ansätze für Mobilität, Arbeit, Wohnen und Konsum zu entwickeln. Beispiele: Förderung von Homeoffice; Gemeinsame Nutzung von Ressourcen, wie Carsharing.

Kollaborative Suffizienz: Verbindungen und Solidarität zwischen Menschen schaffen durch Aktivitäten, die Wiederverwendung, Teilen und Austausch fördern. Beispiele: Repair Cafés; Solidarische Reparaturwerkstätten; Bibliotheken für Werkzeuge und Geräte („Bricothèques“).

Dimensionale Suffizienz: Darauf achten, dass die Größe und das Gewicht der genutzten Objekte dem tatsächlichen Bedarf entsprechen und nicht überdimensioniert sind. Beispiel: Verwendung von Fahrzeugen, die in Gewicht, Volumen und Leistung an ihren Zweck angepasst sind, wie etwa für kurze Fahrten in der Nähe.

Quellen:

Virage Énergie. n.d. „Sobriétés – Virage Énergie.“ Zugriff am 11. November 2024. https://www.virage-energie.org/sobrietes/.

Chatelin, Stéphane. 2016. „Qu’est-Ce Que La Sobriété?“ Zugriff am 11. November 2024. https://negawatt.org/telechargement/Presse/1601_Fil-dargent_Qu-est-ce-que-la-sobriete.pdf.

Ökogesten machen nur einen kleinen Teil der systemischen Suffizienz aus und reichen angesichts der Klimakrise nicht aus, da sie die Verantwortung hauptsächlich auf Einzelpersonen abwälzen [1, 2]. Suffizienz hingegen verfolgt einen systemischen Ansatz, der die kollektive Organisation unserer Lebensweisen hinterfragt und darauf abzielt, den Verbrauch natürlicher Ressourcen durch strukturelle Veränderungen zu reduzieren. Sie fördert Verhaltensänderungen sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene und wird durch öffentliche Politiken unterstützt.

Beispiele für den Unterschied:

Ökogeste: Das Fahrrad anstelle des Autos zu nutzen.

Suffizienz: Hinterfragt die grundlegende Nutzung des Autos in unseren Lebensweisen, die gesellschaftliche Stellung und das Image des Autos. Ziel ist es, strukturelle Veränderungen herbeizuführen – sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene –, um einen systemischen Wandel zu erreichen.

Schlussfolgerung: Ökogesten sind wertvoll, aber ohne eine umfassende systemische Suffizienz bleiben ihre Auswirkungen begrenzt. Suffizienz fordert tiefgreifende Veränderungen in sozialen Normen, Infrastrukturen und politischen Rahmenbedingungen, um nachhaltige Lebensweisen zu fördern.

Quellen:

Dugast, César, und Alexia Soyeux. 2019. „Publication Carbone 4 – Faire Sa Part – Pouvoir Responsabilité Climat.“ https://www.carbone4.com/files/Publication_Carbone_4_Faire_sa_part_pouvoir_responsabilite_climat.pdf.

Moran, Daniel, Richard Wood, Edgar Hertwich, Kim Mattson, Joao F. D. Rodriguez, Karin Schanes, und John Barrett. 2020. „Quantifying the Potential for Consumer-Oriented Policy to Reduce European and Foreign Carbon Emissions.“ Climate Policy 20 (sup1): S28–38. https://doi.org/10.1080/14693062.2018.1551186.

 

Suffizienz beinhaltet eine Verringerung der Nachfrage nach Energieverbrauch, beispielsweise die Verkürzung von Pendelstrecken. Suffizienz wird durch Veränderungen von individuellem und kollektivem Verhalten umgesetzt [1].

Energieeffizienz hingegen reduziert den Energieverbrauch eines Objekts oder Systems, z. B. durch den Einsatz einer LED-Lampe statt einer Glühlampe oder die Wärmedämmung von Gebäuden. Effizienz hinterfragt nicht die Nachfrage, sondern verbessert sie lediglich [2]. Effizienz wird durch Technologien umgesetzt.

Quellen:

  1. IPCC. Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability. Arbeitsgruppe II IPCC. 2022. „Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability | Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability.“ 2022. https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg2/.
  2. Branche, Stéphane la. 2023. „Le Consommateur, Acteur de La Sobriété Énergétique ? Une Approche Sociologique.“ Le Consommateur, Acteur de La Sobriété Énergétique ? Une Approche Sociologique. https://documentation.insp.gouv.fr/insp/doc/CAIRN/_b64_b2FpLWNhaXJuLmluZm8tUkUxXzEwOV8wMDQ4/le-consommateur-acteur-de-la-sobriete-energetique-nbsp-une-approche-sociologique.

 

 

3. Ein Argumentationsleitfaden für Suffizienz

Den Hebel der Suffizienz parallel zur Effizienz und zu erneuerbaren Energien zu aktivieren, ist aus ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Gründen eine absolute Notwendigkeit, wie von mehreren Institutionen anerkannt, darunter der IPCC, der CESE in Frankreich und der französische Staat in der LTCEV (Loi de transition énergétique pour la croissance verte) [1, 2, 3].

Umwelt: Suffizienz ist unerlässlich, um unsere Klimaziele zu erreichen, insbesondere die Klimaneutralität, wie im 6. Bericht des IPCC hervorgehoben [3].

Soziales: Es gibt erhebliche Ungleichheiten zwischen hohen Einkommen, die deutlich mehr CO₂ emittieren, und verletzlichen Bevölkerungsgruppen, die wenig CO₂ ausstoßen [4, 5], aber stärker von Ressourcenknappheit und den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein werden. Es ist daher entscheidend, diese Ungleichheiten durch eine systemische Suffizienz zu mildern und vorzubeugen, die auf kollektiven und freiwilligen Entscheidungen basiert und von sozialer Gerechtigkeit geleitet wird [6].

Wirtschaft: Suffizienz wird die Abhängigkeit von importierten fossilen Energien verringern und so das Energiesystem weniger anfällig machen und die Resilienz der Gesellschaften gegenüber Krisen erhöhen [1].

Quellen:

  1. Ritzenthaler, Albert. 2023. „Quelles Politiques Favoriser l’Évolution de La Société La Sobriété?“ https://www.lecese.fr/sites/default/files/pdf/Avis/2023/2023_01_evolution_societe_sobriete.pdf.
  2. République Française. 2021. „Article L100-2 – Code de l’Énergie – Légifrance.“ 25. August 2021. https://www.legifrance.gouv.fr/codes/article_lc/LEGIARTI000043977665/2022-08-02.
  3. IPCC Working Group III. 2022. „Climate Change 2022 Mitigation of Climate Change, Summary for Policymakers.“ https://www.ipcc.ch/report/sixth-assessment-report-working-group-3/.
  4. Bourg, Dominique, und Alain Papaux. 2010. Vers Une Société Sobre et Désirable. Paris.
  5. Chancel, Lucas. 2022. „Global Carbon Inequality over 1990–2019.“ Nature Sustainability 5 (11): 931–38. https://doi.org/10.1038/s41893-022-00955-z.
  6. Arnsperger, Christian, und Dominique Bour Bourg. 2017. Écologie Intégrale Pour Une Société Permacirculaire. Paris: Presses Universitaires de France.


Dieser Bereich mit häufig gestellten Fragen (FAQ) wurden in Zusammenarbeit mit dem CCD – UNIL und Virage Energie erstellt. Sie basieren auf einer Literaturübersicht und Erfahrungsberichten zur Suffizienz, die im Rahmen eines Projekts für den Kanton Waadt erarbeitet wurden.